Geschichte des Departements Erdwissen­schaften

von Hans R. Thierstein, Emeritus Professor am Departement Erdwissenschaften

Von der Alpengeologie zum globalen Geosystem

Das heutige Departement Erdwissenschaften der ETH Zürich (D-ERDW) geht auf zwei Professuren zurück, die schon in der Gründungszeit als Doppel­professuren mit der Universität Zürich geschaffen wurden: Die Professur für Geologie, auf die 1855 Arnold Escher von der Linth berufen wurde und die Professur für Mineralogie, ab 1856 besetzt mit Adolf Kenngott. Von den Anfängen bis in die jüngste Vergangenheit fokussierten Lehre und Forschung auf die Geologie der Alpen (z.B. Albert Heim, Professor 1873–1911). Ab ca. 1960 erweiterten sich die Forschungs- und Lehraktivitäten zunehmend auf globale Themen, zum Beispiel mit der Berufung von Augusto Gansser (Professor 1958–1977).

Ab ca. 1960 erfuhren die Erdwissenschaften in Zürich eine fachliche Diversifizierung, die durch die Schaffung zahlreicher neuer Professuren (z.B. Geophysik, Baugeologie, Isotopengeologie, Mikropaläontologie, Strukturgeologie usw.) möglich wurde.

Diese Ausweitung und Ausdifferenzierung wurde durch die Einführung neuer geophysikalischer Messmethoden z.B. in der Seismologie und der Gesteinsmagnetik sowie von neuen analytischen Geräten (z.B. Elektronenmikroskope, Massenspektrometer oder Gesteinspressen) unterstützt. Die Verfügbarkeit elektronischer Rechner trug das ihre zu einer raschen quantitativen Ausrichtung zahlreicher, bisher vorwiegend qualitativer Disziplinen bei, so z.B. der Struktur- und Ingenieurgeologie, der Stratigraphie, der Sedimentologie oder der Mikropaläontologie.

Aus den ehemals wenigen Lehrstühlen entstanden so um die Mitte des letzten Jahrhunderts starke Institute mit je mehreren Professuren. Erst in jüngster Zeit sind diese wieder enger zu einem Departement zusammen gewachsen.

Vergrösserte Ansicht: Porträt von Arnold Escher von der Linth
Der Erste: Arnold Escher von der Linth, Professor für Geologie, 1855-1872

Institutionelle Entwicklung

Das Departement Erdwissenschaften (D-ERDW) wurde 1979 gegründet. Die damalige Zielsetzung war es, die Studien- und Professurenplanung von drei historisch gewachsenen Instituten (Geologisches Institut, Institut für Kristallographie und Petrographie, Institut für Geophysik) zu koordinieren und die erdwissenschaftlichen Ausstellungen und Sammlungen sowie gewisse Werkstätten gemeinsam zu betreiben. Das Geographische Institut der ETH Zürich und das Paläontologisches Institut der Universität Zürich wurden zur Förderung der engen Zusammenarbeit in der Lehre als assoziierte Mitglieder miteinbezogen. Das Geographische Institut der ETH Zürich wurde 2001 als Institut für Atmosphäre und Klima neu konzipiert und betreut seither einen bemerkenswerten Anteil der Masterstudierenden (MSc in Atmospheric and Climate Science) in den Erdwissenschaften.

Das D-ERDW hat sich seither laufend entwickelt, und die Zusammenarbeit der beteiligten Institute und Professuren in Planung, Lehre, Betrieb und Forschung ist zunehmend enger geworden.

Vergrösserte Ansicht: Innenansicht des Naturwissenschaftlichen Gebäudes Ost mit der geologischen Sammlung, um 1930
Innenansicht des Naturwissenschaftlichen Gebäudes Ost mit der geologischen Sammlung, um 1930

Wichtige Wendepunkte in der Entwicklung des Departements waren die Einführung des Studiengangs Umweltnaturwissenschaften (1987), die Budgetautonomie (seit 2000) sowie der Übertritt der Professur für Kristallographie ins Departement für Materialwissenschaften (2003).

Gegenwärtig besteht das Departement Erdwissenschaften aus 20 Professuren, die drei Instituten angehören: dem Geologischen Institut, dem Institut für Geochemie und Petrologie und dem Institut für Geophysik. Das D-ERDW umfasst zusätzlich Werkstätten und Labors, die Fachgruppe Georessourcen Schweiz, focusTerra und den Schweizerischen Erdbebendienst (SED).

Vergrösserte Ansicht: Aussenansicht des Naturwissenschaftlichen Gebäudes Ost, Eingang Sonneggstrasse, um 1925
Aussenansicht des Naturwissenschaftlichen Gebäudes Ost, Eingang Sonneggstrasse, um 1925

Erdwissenschaftliche Professuren an der ETH Zürich

Vergrösserte Ansicht: Erdwissenschaftlichen Professuren an der ETH Zürich
Grafik der erdwissenschaftlichen Professuren an der ETH Zürich von 1855 bis 2024

ETH Zürich: Zukunftsweisend seit 1855

1855 unter dem Namen «Polytechnikum» gegründet, ist die ETH Zürich von Beginn an eine nationale Bildungsstätte mit internationaler Ausstrahlung, die Talente aus aller Welt anzieht.

Die erfolgreiche Verbindung von Weltoffenheit und nationalem Bezug macht die junge Bildungsinstitution zu einer der treibenden Kräfte der Schweizer Industrialisierung: Sie holt das nötige Know-how ins Land, bildet Fachleute aus und wirkt am Aufbau von zukunftsweisenden nationalen Infrastrukturen mit.

1911 erhält die Eidgenössische Technische Hochschule ihren heutigen Namen. Sie geht stabile Kooperationen mit Staat und Wirtschaft ein und investiert zunehmend in die angewandte Forschung und Grundlagenforschung, die gegenüber der Lehre an Bedeutung gewinnen. Die Hochschule wächst stetig und 1961 beginnt sie am Rande von Zürich mit der ersten Bauetappe ihres zweiten Standortes Hönggerberg.

Weltweite Entwicklungen wie die rechnergestützte Informationsverarbeitung oder die weitreichenden Folgen der Globalisierung stellen in der jüngeren Geschichte immer höhere Ansprüche an Universitäten und Hochschulen. Die ETH Zürich reagiert auf diese neuen Herausforderungen mit flexiblen Organisationsstrukturen: Neue Forschungseinheiten und Studiengänge entstehen, und die Forschung wird zunehmend vernetzt und interdisziplinär.

Die langjährige Tradition, verbunden mit der Fähigkeit, sich laufend neuen Anforderungen anzupassen, tragen zum Erfolg der ETH Zürich bei: Heute darf sie sich zu den führenden technisch-naturwissenschaftlichen Hochschulen der Welt zählen.

Mehr Informationen über mehr als 150 Jahre ETH Zürich auf www.ethz.ch

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert